Eine Erwartungshaltung an Gutachten ist, dass diese Manipulationen, die man vermutet, aufdecken könne. Die gute Nachricht: Ja, es ist möglich, die Manipulation eines Kindes durch einen Elternteil aufzudecken, aber es ist oft eine komplexe und sensible Angelegenheit. Besonders bei Trennungen und Scheidungen kann es zu sogenannten Loyalitätskonflikten und Eltern-Kind-Entfremdung kommen, bei denen ein Elternteil das Kind bewusst oder unbewusst gegen den anderen Elternteil aufbringt. Gleichzeitig ist nicht jedes Verhalten Manipulation. Und: Man hat oft kaum ausreichende Quellen wie Videoaufnahmen, um eine Manipulation, auch induzierter Kindeswille genannt, aufzudecken.
Dies ist ein hochkomplexes Thema, das viele Gutachten fehlerhaft und nicht nachprüfbar angehen. Ich selbst als Jurist kann keine solche Manipulationen aufdecken, da dies psychologisches Spezialwissen ist. Deshalb arbeite ich diesbezüglich mit Mirjam Naudszus zusammen, die sich auf ihrer Webseite „Dein-Familien-Coach“ auch damit auseinandersetzt, wie man Manipulationen nicht nur erkennen, sondern auch bewältigen kann.
Diese Expertisen sind hochwertig, vorallem aber nachvollziehbar und wissenschaftlich und basieren auf Aufzeichnungen, Gesprächsprotokollen und Anhörungsvermerken und sind damit nahe an der persönlichen Gesprächsführung.
Anzeichen für eine elterliche Manipulation des Kindes
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Manipulation hindeuten können. Diese sind jedoch nicht immer eindeutig und erfordern eine genaue Beobachtung und fachliche Einschätzung. Daher scheitern viele Gutachten hieran; wir prüfen, ob Aspekte der Manipulation nachprüfbar und transparent unter Berücksichtigung der Triangulation, die in den Mindestanforderungen an die Qualität von Sachverständigengutachten in Kindschaftssachen gefordert werden, geschildert sind. Das Vorliegen von Hinweisen auf eine Manipulation prüft nur Frau M. Sc. Naudszus.
Verhaltensmerkmale des Kindes
Hieran kann man (nicht abschließend) Manipulation erkennen:
- Abrupte und undifferenzierte Ablehnung eines Elternteils, oft ohne plausible Begründung. Das Kind lehnt möglicherweise den Kontakt zum vorher geliebten Elternteil vehement ab, blockt Geschenke ab und distanziert sich auch von dessen Familie und Freunden.
- Wiederholung von Aussagen und Argumenten des bevorzugten Elternteils. Das Kind verwendet möglicherweise Formulierungen, die nicht altersgerecht wirken oder die direkt von dem manipulierenden Elternteil stammen („geborgte Szenarien“).
- Fehlen von Schuldgefühlen gegenüber dem abgelehnten Elternteil, trotz oft verletzendem Verhalten.
- Starkes Bestehen darauf, dass die Ablehnung die eigene Entscheidung war, obwohl die Argumente schwach oder unplausibel sind.
- Ausweitung der Ablehnung auf die Familie und Freunde des abgelehnten Elternteils.
- Angst, den manipulierenden Elternteil zu verletzen oder zu verärgern, was zu einem starken Loyalitätskonflikt führen kann.
- Psychische Auffälligkeiten wie Angststörungen, Depressionen, geringes Selbstwertgefühl, Schwierigkeiten beim Aufbau stabiler Beziehungen oder sogar posttraumatische Belastungsstörungen.
Wichtig: Das Problem der Parental Alienation ist wissenschaftlich und rechtlich widerlegt; Verhaltensauffälligkeiten sollten daher auch nicht als Entfremdung oder ähnliches, sondern als Manipulation, Kontaktprobleme oder induzierter Wille bezeichnet werden, auch vom Gutachter1. Die Verwendung falscher Begrifflichkeiten ist ein Indiz für ein unwissenschaftliches Gutachten.
Verhaltensmerkmale des manipulierenden Elternteils
- Schlechtreden und Abwerten des anderen Elternteils vor dem Kind.
- Reduzierung oder Störung der Kommunikation zwischen dem Kind und dem anderen Elternteil.
- Leugnen der Liebe des anderen Elternteils zum Kind.
- Das Kind zum Verbündeten machen im Konflikt mit dem anderen Elternteil.
- Gaslighting: Absichtliches Äußern falscher Informationen, um das Selbstwertgefühl des Kindes zu untergraben oder es an seiner eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Dies kann in Phasen von Verunsicherung, Verteidigung und Resignation ablaufen.
- Drohungen oder emotionaler Druck, um den Kontakt zum anderen Elternteil zu verhindern.
Wie kann Manipulation aufgedeckt werden?
Die Aufdeckung erfordert oft die Einbeziehung von Fachleute. Gutachter sind hierzu zwar theoretisch geeignet, aber nutzen die Fähigkeiten zu selten.
Auswirkungen elterlicher Manipulation
Die Folgen für Kinder, die von einem Elternteil manipuliert werden, können gravierend sein:
- Verlust des Selbstvertrauens und ein geringes Selbstwertgefühl.
- Psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen oder Essstörungen.
- Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen, da sie gelernt haben, Beziehungen als manipulativ oder unsicher zu erleben.
- Loyalitätskonflikte, die zu immensem inneren Stress und Schuldgefühlen führen können.
- Entwicklung einer negativen Selbsteinschätzung und die ständige Frage nach der eigenen Identität.
Was tun bei Verdacht auf Manipulation?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein Kind manipuliert wird, ist es wichtig, überlegt und fachgerecht zu handeln:
- Professionelle Hilfe suchen: Wenden Sie sich an das Jugendamt, eine Erziehungs- und Familienberatungsstelle oder einen Fachanwalt für Familienrecht. Wir empfehlen Frau Naudszus
- Beobachten und dokumentieren: Notieren Sie konkrete Beobachtungen und Äußerungen des Kindes. Dies kann später für Fachleute hilfreich sein.
- Das Kind stärken: Ermutigen Sie das Kind, seine eigenen Gefühle und Meinungen auszudrücken, ohne Druck auszuüben. Zeigen Sie ihm, dass es sich in einem sicheren Raum äußern kann.
- Umgang mit dem anderen Elternteil fördern: Wenn Sie selbst ein Elternteil sind, versuchen Sie, die Beziehung des Kindes zum anderen Elternteil zu fördern, auch wenn es schwierig ist. Zeigen Sie Bindungstoleranz.
- zu PAS vergl. https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2023/11/rk20231117_1bvr107623.html ↩︎